Worte allein helfen nicht gegen Gewalt und doch ist die Anstrengung, Worte zu finden, Sprachlosigkeiten zu überwinden, ein Akt von Menschlichkeit, Würde und unabdingbar. Ausgangspunkt dieses Programms in den Tagen um den 9. November und die Reichspogromnacht sind Stimmen und Lebensgeschichten jüdischer Frauen, die vor der Shoah fliehen mussten oder von Nationalsozialisten ermordet wurden. Anhand der weniger bekannten Biografien von Frauen aus dem Umfeld Franz Kafkas (seine Schwestern, Freundinnen u.a. Milena Jesenská, Dora Diamant) wird ein neuer Zugang zum Thema eröffnet. Die tschechische Journalistin Milena Jesenská zum Beispiel wurde wegen ihres Engagements von Yad Yashem posthum zu einer Gerechten unter den Völkern ernannt. Die letzte Frau im Leben Franz Kafkas, die Schauspielerin und politische Aktivistin Dora Diamant ist seit dem Kafka Jubiläum durch Kino- und Fernsehfilme etwas bekannter, doch wie verlief ihr Weg als jüdische Frau nach dem Tod Kafkas weiter? Die biografischen Fäden werden verbunden mit poetischen Texten jüdischer Autorinnen aus dem Exil, aus dem Ghetto, aus dem Vernichtungslager oder nach dem Überleben – Rose Ausländer, Mascha Kaléko, Hilde Domin, Ilse Weber und stellenweise ergänzt durch Worte aus der Jetztzeit, aus dem Nahen Osten und dem Iran.
Musik, Texte und Biografien bauen Brücken, sich dem anzunähern, was immer wieder unberührbar scheint, gerade im Deutschland von heute niemals vergessen werden darf: die hier betriebenen systematischen Massenvernichtung vor allem jüdischer Menschen. Zugleich dürfen wir den Mut, die Zärtlichkeit und die Stärke erleben und ermessen, die in den beschriebenen Frauenleben und in den Worten liegen und auch die Fragen, die sie an uns heute stellen. Die Liedermacherin Josefin Rabehl hat Lieder aus dem Ghetto und eigene Kompositionen mitgebracht. Die Autorin Caroline Vongries hat 2024 ein Buch über Franz Kafka veröffentlicht, in dem sie auch auf die Frauen in seinem Umfeld eingeht: Franz Kafka. Buchverklag Leipzig 2024.
… werden wir wirklich nebeneinander leben - ohne uns gegenseitig Leid anzutun, eines Tages die Staaten so verstehen, wie wir als einzelne uns verstehen können? Werden je die Grenzen zwischen den Ländern fallen, so wie zwischen uns, wenn wir uns näherkommen? - Milena Jesenská
Die Veranstaltung ist kostenlos, um Anmeldung bei der VHS wird gebeten.
Eine Veranstaltung der Volkshochschule Bad Oeynhausen