Am 13. April 1966 begann im aufblühenden Minden eine Geschichte, die bis heute stichelt: Birger Hausmann gründete das Kabarett Mindener Stichlinge. Sechs Jahrzehnte später ist klar: Die Stichlinge sind das älteste aktive Amateurkabarett Deutschlands – und noch immer hellwach, bissig und voller satirischer Energie.
Aus den Anfängen im Jugendhaus an der Salierstraße wurde bald der Vortragssaal der damaligen Stadtsparkasse Minden – dem heutigen Haus der Sparkasse – zur dauerhaften Heimstätte. Rund 75 Kabarettist:innen trugen seither bei, stets mit politischem und literarischem Tiefgang. Der „Bazillus Kabarettis“ hat prominente Spuren hinterlassen: So gehörten etwa Sabine Leutheusser‑Schnarrenberger und Bernd Gieseking zu den Stichlingen
"Humor ist unser Ernst“ - ein Leitsatz, der aktueller kaum sein könnte. Denn wer auf die politischen Verwerfungen unserer Zeit blickt, weiß: Zwischen Populismus, Politikverdrossenheit, Desinformation und Krisenmodus bleibt oft nur eines als Gegengift – scharfer, gut dosierter Humor.
Ob es um „alternative Fakten“ geht, Dauerkrisen im Bundestag, politische Hütchenspiele à la „Wer hat die Verantwortung diesmal verloren?“ oder die satirischen Highlights im Europawahlkampf – mit Witz, Satire und Gesellschaftskritik nehmen die Stichlinge aktuelle politische und soziale Entwicklungen aufs Korn – immer mit gerechter, hintergründiger Schärfe.
Was einst als lokale Provokation begann, entfaltete seinen Radius, ohne das Engagement für soziale Initiativen aus dem Blick zu lassen.
Auf der Bühne im Jubiläumsjahr - neben den bewährten Akteuren Beate Schweinsberger, Martin Janke und Peter Reinhold - der Neuzugang Jule Sareyka, die den Stichlingsteich so richtig aufmischen wird. Leitung, Regie und für den guten Ton sorgt Stephan Winkelhake.
Foto: Bernd Horstmann